Impulse

Impuls zum 5. Fastensonntag

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Das Evangelium des Johannes, das uns nun schon in der dritten Fastenwoche begleitet, könnte man in einem einzigen Wort zusammenfassen: „Leben“. An sieben Schauplätzen verdeutlicht der Evangelist, wie dort, wo längst alles tot zu sein schien, völlig unerwartet neues Leben auftaucht und zwar mit allen Emotionen. Wir dürfen der pulsierenden Freude einer Hochzeit nachspüren, werden mitgenommen in die Dankbarkeit einer Familie, die mit der Heilung ihres kranken Kindes überrascht wird, können staunen, wie Menschen von ihrer Behinderung befreit werden und dürfen uns zusagen lassen, dass man nicht einmal vor dem tiefstem Wasser Angst haben muss.

Im Evangelium des heutigen fünften Fastensonntags zieht der Evangelist Johannes dann endgültig alle Register. Jemand, der gestorben und auch begraben wurde, wird im wahrsten Sinne des Wortes wieder aus dem Tod ins Leben zurückgerufen. „Lazarus, komm heraus!“ Diese Worte klingen wie ein Befehl; mit ihm wird

Bild: Ute Quaing
In: Pfarrbriefservice.de

dem toten Lazarus ein neuer Anfang geschenkt. Damit bin ich bei einer weiteren Spezialität des Johannes: Anfänge! Bei
ihm ist alles auf Anfang getrimmt! Gerade auch das Leben! Heutzutage haben viele Menschen ständig ihren eigenen Tod oder den zu erwartenden Weltuntergang vor Augen. Bei dieser Sichtweise werden überall Grenzen sichtbar, die im Laufe der Jahre, mit Krankheit und Alter, aber auch mit den eigenen Schwachpunkten und Fehlern, das Leben immer enger werden lassen. Ich kann das Leben aber auch mit den Augen eines Anfängers betrachten. Eine solche Sicht wird uns in der Geschichte von Lazarus, vorgestellt. Sie will uns zeigen, dass wir, wenn wir mit Jesus leben, mit ihm jederzeit neu anfangen können. Wenn wir uns von ihm an die Hand nehmen lassen, haben wir immer die Worte im Ohr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Zusagen wie diese sind eine Aufforderung zum Fliegen! Sie möchten uns abheben lassen vor Freude! Und das nicht erst am Jüngsten Tag! Sondern jetzt, heute schon! Das ist die Botschaft, die Jesus für Marta und Maria, die Schwestern des Lazarus, bereithält. „Mit mir gibt es Auferstehung schon jetzt! Gleich! Glaubst du das?“ Was für eine Frage in einer Situation, in der gerade ein lieber Mensch gestorben ist! In dem es einem buchstäblich den Boden unter den Füßen weg zieht, wo es kein Halten mehr gibt, nur noch Tränen und Trauer! Trotzdem entschließt sich Marta, sich dem Leben in die Arme zu werfen. Sie hält sich an dem Wort Jesu fest, um nicht zu fallen, sondern zu fliegen. Dieses Bild steht im Mittelpunkt des Evangeliums vom toten und wiedererweckten Lazarus: eine Frau, die fliegen kann, weil sie den Worten Jesu glaubt und auf diese Weise an der Auferstehung mitwirkt.

Nehmen auch Sie die Zusage Jesu als eine Aufforderung an ihr Leben! „Steh auf!“ ruft Jesus auch dem Lazarus in mir zu. Gerade wenn du dich von oben bis unten zugeschnürt fühlst, wenn du gebunden bist und keine klare Sicht vor Augen hast. Steh auf, bevor du dich in deine kleinen Tode verstrickst und anfängst zu stinken! Ich kenne das von mir selbst: wenn mir selbst die Luft zum Atmen fehlt, verbreite ich auch schnell mal dicke Luft in meiner Umgebung.

„Komm heraus, Lazarus!“ Damit meint Jesus ja wohl: „Komm zu mir, ins Freie, an die Luft, zu den Anfängen! Komm ohne Angst!“ Denn wer ängstlich ist, macht sich klein, zieht sich zurück, versteckt seine Fähigkeiten. Auferstehung aber heißt Fenster aufreißen und durch Türen gehen, selbst wenn sie von Felsbrocken verschlossen sind!

Dass sich Ihnen trotz aller persönlichen Einschränkungen und Ängste immer wieder neue Perspektiven auftun, das wünscht Ihnen 

                                  

                                                   Ihr Pastor Burkhard Pepping.

 

P.S. Bitte denken Sie an die Misereorkollekte an diesem Wochenende! Sie trägt dazu bei, Leben  

        gerade dort neu entstehen zu lassen, wo es am meisten gefährdet ist!