Impulse

„Jawatdennjezz?“

Morgengedanken in Coronazeiten

Heute - am frühen Morgen – habe ich mich mehrmals dabei erwischt, dass ich „Jawattdennjezz“ vor mich hingemurmelt habe.

Es soll doch heute regnen und nun sehe ich erste Sonnenstrahlen: „Jawattdennjezz“?

Beim Blick in die Zeitung kommt mir die gleiche Leier wie gestern entgegen, weitere Öffnung des öffentlichen Lebens oder doch nicht: „Jawattdennjezz“?

Und dann kurz vor Beginn des Morgengebetes im Livestream klingelt das Telefon; die Nummer von einem Mitbruder, den ich gestern nicht erreicht habe: „Jawattdennjezz?“ – beten oder drangehen!

Nachdem ich die noch offenen Einzelheiten zu den wieder öffentlichen Gottesdiensten mit dem Mitbruder geklärt hatte, misslang mein Versuch doch noch alleine eine Gebetszeit einzulegen; immer wieder: „Jawattdennjezz“ ?

Da habe ich es erst einmal aufgeschrieben und gemerkt, dass da noch ein Fragezeichen hingehört sonst kann man es mit dem blumigen Hauptwort der Friesen für „Ebbe“ - sprich: kein Wasser da nur Watt -verwechseln.

Und mit „Ebbe“ hat meine Frage nun gar nichts zu tun, dann schon eher mit „Flut“:

Fragen über Fragen seit Corona unser gewohntes Miteinander zerteilt.

Zahllose ungewohnte Situationen, die es so noch nicht gab, in denen ich Hygiene- und Abstandsregeln beachten und andere darauf aufmerksam machen muss.

Doch es ist nicht nur eine „böse Flut“, die mich in die Verzweiflung führt; ich erlebe um mich herum auch eine Flut von Ideen und Hilfsbereitschaft, damit die Distanz nicht zu viel Angst macht.

Mitten in der Lebensbedrohung durch den Virus erlebe ich eine Flut von neuem Leben, darauf baue ich und schreibe „Jawatdennjezz?“ nur noch mit einem „t“. Dann geht es für mich nur noch darum, hier und jetzt so gut es geht die richtige Entscheidung zu treffen.

„Ich will euch Leben geben, ihr sollt es in Fülle haben“ sagt Jesus. War das schon vor 2000 Jahre die Antwort auf meine heutige Frage „jawatdennjezz?“.

Ludger Plümpe